Spielplatz gestalten und planen mit Naturholz

Spielplatz Gestalten

Außengelände planen
als Teil des pädagogischen Konzeptes

Der Kindergarten wird heute offensichtlich immer wichtiger für die Gesellschaft. Eltern wollen wissen was ihren Kindern geboten wird. Neben dem persönlichen Eindruck den die Erzieherinnen auf sie machen, interessieren sie sich auch für das pädagogische Konzept welches hinter der Einrichtung steht. Am Ende werden sie aber möglicherweise aus dem Gefühl entscheiden und vielleicht auf den schon in den ersten Sekunden empfundenen Eindruck zurückkommen.

Hier nun spielt auch die Gestaltung eines Außengeländes – zu recht – eine entscheidende Rolle. „Kann mein Kind sich hier wohlfühlen?“ oder um es genauer zu sagen, erfüllt denn dieses Außengelände pädagogische Anforderungen wie beispielsweise:

– Geborgenheit?
– Abenteuer/Herausforderung?
– Körperliche Bewegung?
– vielfältige Sinneserfahrung?
– Phantasie anregend?

Wir sind der Meinung, das es Ansätze gibt, die unabhängig von Größe und Beschaffenheit des Geländes anwendbar sind umd diesen Zielen näher zu kommen.

 

Ansatz Nr. 1

Verschiedene Räume schaffen!

Spielplatz gestalten 2
Einen Spielplatz gestalten mit Ideen die sich dem Ort anpassen

 

Die Notwendigkeit dazu ersteht aus den so unterschiedlichen, teilweise sogar gegensätzlichen Anforderungen.

Den eigenen Kindergarten einmal unter diesem Gesichtspunkt neu zu betrachten, kann zu einem interessanten Erlebnis werden!

Denn so wie in einem Wohnhaus, in dem eine Küche, ein Bad, ein Wohnzimmer jeweils ganz eigene Funktionen haben, sollte auch ein Außengelände organisiert werden.
Wir würden sicher staunen, wenn wir bei jemandem zu Besuch eingeladen wären und es gäbe dort keine Wände, so dass man vom Sofa aus die Toilette und den Küchenherd gleichzeitig betrachten könnte, nicht wahr? Im übertragenen Sinne ist es ganz ähnlich in einen Spielgarten zu kommen, in dem es keinerlei Raumgliederung gibt: Schaukel, Sandkasten, Rutsche – alles wahllos durcheinander und ohne eine sinnvolle Struktur. Spannungen und Unwohlsein sind dann vorprogrammiert!

 

Ansatz Nr. 2 

Störfaktoren erkennen!

Das ist der erste Schritt um einen neuen Plan zu entwickeln, denn diese Störfaktoren blockieren neue Ideen. Gleichzeitig ist es einer der interessantesten Aspekte der Gestaltung, sehr individuell und mit manchmal überraschenden Ergebnissen!
Zu erwähnen ist an dieser Stelle auch das Phänomen der Betriebsblindheit. Bei Gesprächen mit Kindergartenleiterinnen, konnte man öfter den Satz hören:

„ ja das hat mich gleich zu Anfang schon gestört…“

– dann hat man sich aber doch dran gewöhnt und irgendwann nimmt man es nicht mehr wahr, was freilich an der negativen Wirkung nichts ändert.

Bei dem Thema „Störfaktoren erkennen“, betreten wir ein Terrain, das mit dem unmittelbaren Erleben der Menschen zusammenhängt und nicht ohne Weiteres mit dem Verstand zu begreifen ist. Es wäre aber sehr unklug es deshalb zu ignorieren, vielmehr sollten wir unsere Aufmerksamkeit für „unsichtbare“ oder „gefühlte“ Wirkungen immer wach halten. Kinder reagieren auf Spannungen in der Umgebung und bringen sie unmittelbar zum Ausdruck. Beispielsweise kann man sich bei einer Schaukel, bei der es immer Streit gibt, auch einmal fragen ob das mit dem Gerät selber zu tun haben könnte, bzw. mit dem Platz an dem es steht.

Nicht unerwähnt sollte hier ein Aspekt bleiben der möglicherweise zu heiklen Situationen führt: Was ist, wenn gerade ein altes Spielgerät oder sonst etwas im Gelände sich als Störfaktor erweist, welches von Person X gestiftet wurde?
Liebe KindergartenleiterInnen, hier endet unser „Tipp“ und Ihr diplomatisches Geschick und Durchsetzungsvermögen ist gefragt. Hilfreich ist in so einem Falle aber vielleicht auch eine dritte „unabhängige“ Partei, von der diese Information dann kommt.
Aus Erfahrungen sei noch gesagt, dass es sich lohnt eine solche Erkenntnis auch gegen anfängliche Widerstände umzusetzen, denn wenn das neue Ergebniss erst einmal da ist, verrauchen die Emotionen meist wieder ganz schnell wieder.

Ansatz Nr. 3

Naturnahe Elemente!

Naturholz Astloch - urwüchsiges Holz

Wer die Wahl hat, hat die Qual – oder die Chance! Stahl, Stahlseile, Beton, Plastik und kesseldruckimprägniertes Holz bevölkern unsere Kindergärten noch immer viel zu viel. Naturnahe Spielgeräte, und Materialien tun hier gut, aber man kann noch weiter gehen. Z.B. wirken Naturmaterialien besonders harmonisch, wenn sie aus der Umgebung kommen oder um es anders zu formulieren: Brasilianischer Granit kommt zwar aus der Natur, wirkt aber hier in Deutschland unter dem Aspekt der Ortsindividualität zunächst einmal wie ein Fremdkörper. Besonders interessant sind nicht nur die direkten Wirkungen sondern auch die Wirkungen die aus Kombinationen hervorgehen.

 

Ansatz Nr. 4

Schrittweise entwickeln!

Spielplatz gestalten mit den Eltern
Spielplatz gestalten mit Eltern

 

Anders als wir es bei der Konstruktion eines Hauses gewöhnt sind, wo es einen detaillierten Plan im voraus geben sollte, läßt sich ein Spielgarten besonders gut entwickeln, wenn nach einer ersten Bau- oder Umgestaltungsphase zunächst einmal Ruhe und Besinnung eintritt – mit der Bereitschaft noch einmal umzudenken – denn manche neue Möglichkeit zeigt sich dann, wenn sich erste Veränderungen vollzogen haben. Die Bauphasen selbst sollten so gestaltet werden, dass sie nicht als Belastung erscheinen sondern als willkommene Abwechslung. Wie in anderen Gärten auch sollte man sich im Übrigen darauf einstellen, dass die Arbeit sowieso nie ganz aufhört, was aber nicht schlimm ist sondern als Quelle der Freude und Erneuerung gesehen werden kann.
Das Potential was in dieser Grundeinstellung steckt wird leicht unterschätzt. Es ist verschiedentlich beobachtet worden, dass selbst kleine Umgestaltungen auch einen sozialen Schub gebracht haben.

Die Kinder erleben bei den Erwachsenen Bereitschaft zur Veränderung und Tatkraft was auf Sie eine große Faszination ausübt und positive Wirkungen hinterlässt. Unter diesem Aspekt betrachtet sind sogar wiederholte Umgestaltungen zu empfehlen, damit alle Kindergenerationen davon etwas haben! Wer diese positive Wirkung erst entdeckt hat, plant Gelände-Umwandlungen gerne mit ein.

 

Ansatz Nr. 5

Liebevoll & Individuell!

Spielplatz gestalten
Spielplatz gestalten: Schon das Umstellen bringt neue Frische!

 

Eine ganze Arbeit kann am Ende wertlos sein, wenn dieses Element fehlt.
Auf der anderen Seite muß nicht alles perfekt sein damit die Kinder sich wohlfühlen. Ein von Eltern liebevoll zusammengezimmertes Spielhäuschen berührt ganz anders als ein noch so teures „perfektes“ Spielgerät. Eine nahe liegende Möglichkeit das liebevolle und individuelle Element in den Kindergarten hineinzubekommen ist das persönliche Engagement der Eltern. Das ist viel wichtiger als die Geldersparnis dabei. Auch wenn eine gewisse Fachkenntnis schon wegen der Sicherheitsvorschriften geleistet werden muss, sollte man sich diese von Fachleuten zwar liefern lassen aber trotzdem den innerlichen Faden in der Hand behalten und individuelle Lösungen verlangen wo es nur geht.

 

Ansatz Nr. 6

Die Erzieherinnen nicht vergessen!

Ein Aspekt, der bei der Planung nicht vergessen werden darf, ist der Platz für die Erzieherinnen selbst.
Sitzbank und Tisch, an geeigneter Stelle, mit gutem Überblick, damit man auch einmal gemütlich in der Sonne sitzen kann.

Eine Entspannung bei den Erzieherinnen überträgt sich automatisch auf die Kinder.

Die Vorstellung, dass eine Erzieherin immer im Galopp hinter den Kindern her sein muß, entspringt möglicherweise einem falschen Pflichtverständnis, welches sich an äußerem Aktionismus festhält.

Dabei findet die eigentliche Leistung der Erzieherin viel mehr auf der Ebene der inneren Präsenz statt und diese wird durch eine harmonische Umgebung deutlich erleichtert – auch hierin liegt der pädagogische Sinn und Wert eines vernünftig gestalteten Außengeländes!

 

Fazit

Mit diesen Ansätzen sollten Sie  eine gute Basis für die Entwicklung eines lebendig durchdachten Gestaltungs-Konzeptes finden.

Auch wenn Sie, als Kindergartenleiterin die gestalterische Ausführung wahrscheinlich an andere delegieren werden, können Sie diese Grundsätze anwenden und werden dann erleben, dass es der Sache dient.

Übrigens – mit Hilfe dieser Ideen werden Sie möglicherweise auch Erklärungen dafür finden, warum manche Spielgelände so ungemütlich wirken – in der Regel ist nämlich mindestens einer der aufgezählten Punkte nicht beachtet worden …

 

 

Im Folgenden finden Sie noch

Drei Kniffs aus der Praxis der Geländegestaltung

von Fürst Pückler-Muskau:

Diese Tricks stammt von Fürst Pückler-Muskau, welcher ein bedeutender Landschaftsarchitekt zu Goethes Zeiten war. Seine Ideen lassen sich durchaus auch auf die Gestaltung von Kindergärten anwenden:

1. Halbverdeckt ist reizvoller als nackte Öde

Das wurde bei der Neuplatzierung der Minirutsche angewendet: Die Minirutsche vor der Umstellung: Öde und verlassen steht sie ohne jede Beziehung im Gelände.

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Ganz anders danach – halbverdeckt im Gebüsch – sieht dasselbe Spielgerät auf einmal sehr interessant und verändert aus!
Wenn solche Büsche nicht vorhanden sind, dann kann man sie ja einfach pflanzen. Trauen sie sich ruhig etwas direkt an Spielgeräte zu pflanzen, Sie werden erstaunt sein wie viel das ausmacht!

Spielplatz gestalten durch Umstellen
Ein neuer Platz wirkt manchmal Wunder!

 

 

Auch der nächste Tipp kommt von Fürst Pückler:

2. Hindernisse braucht der Pfad!

Was damit gemeint ist, können Sie auf dem Bild mit dem gewundenen Kiesweg erkennen.

Spielplatz gestalten 4
Spielplatz neu gestalten mit Wegeführung a la Pückler-Muskau

 

Es handelt sich hier um eine komplette Neugestaltung, wo vorher nichts als eine Rasenfläche war. Der Weg wirkt deswegen so reizvoll, weil er Hindernisse umgehen muß. Diese wurden absichtlich so platziert, dass sie die gerade Strecke verstellen. Zum Beispiel der Zaun rechts und auch die neugepflanzten Büsche auf der linken Seite.
Auf diese Weise kann man eine

Wegeführung einrichten, die tatsächlich funktioniert und sogar die Entstehung von Trampelpfaden weitgehend verhindert.

 

 

Der dritte Tipp bezieht sich auf ein häufig in älteren Kindergärten zu beobachtendes Phänomen: Zu viele große Bäume!

Auch hierzu gibt es einen guten Spruch vom Fürsten:

3. „Die Axt ist für die Gestaltung genauso wichtig wie der Spaten.“  

(Zitat Fürst Pückler- Muskau)
 

Gerade aus der Perspektive der kleinen Kinder, aber auch für ein natürliches Bild an sich, sind Büsche sehr wichtig. Unter großen Bäumen gedeihen sie kaum, ganz abgesehen davon, dass es darunter eben auch recht schattig ist. Deshalb sollte man den Mut haben allzu dominante Riesen zu entfernen. (bzw. fällen zu lassen)
Der Gewinn ist häufig immens und junge Bäume und Büsche wachsen sehr schnell nach.
Außerdem kann man dann selbstgewählte Sorten nehmen, auch solche, die eine Beziehung zu Insekten und Vögeln haben wie zum Beispiel der Buddeleja Strauch und die ungiftige Vogelbeere. Viel Freude und Inspiration kann aus der Beschäftigung mit diesem Thema erwachsen.

Dipl. Ing. Reinard Jaster

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